Und gestern war ein Abend, an dem ich mal wieder durch das Buch blätterte und beim Lesen so laut machen musste, dass ich euch an diesem Vergnügen teilhaben lassen möchte.
"Unser Leben währet nach einem alten Wort siebzig Jahre. Das ist eine lange, eine wahrhaft unendliche Zeit, wenn wir sie in einem Garten verbringen könnten. Denn hier, in dieser kleinen Welt für sich, wird die Länge des Tages noch nach der Sonnenuhr gemessen, fließt die Zeit beschaulicher, Verläuft der Rhythmus unseres Daseins harmonischer. Aber wer könnte sein ganzes Leben nur im Garten leben und - Hand aufs Herz - wer von uns wollte das denn tatsächlich? Wir haben unsere Arbeit, unsere Aufgaben, wir haben Menschen, die wir lieben und für die wir sorgen wollen, wir haben alles in allem viele und mannigfaltige Pflichten. Zu diesen uns ganz selbstverständlichen Bindungen treten noch die aus verschiedenen Gründen freiwillig übernommenen Obliegenheiten in Vereinen und Verbänden, treten Kino- und Theaterbesuche hinzu und kommt die oft unmotivierte, immer aber bestürzende Unrast unserer Zivilisation. Gerade dann aber wird uns mehr und mehr bewußt: wir würden bei diesem stürmischen Tätigsein auch Zeit zum wirklichen Leben haben, wenn wir einen Garten hätten. Einen Garten in dem wir sommertags unsere Feierabende, unsere Wochenende und manchmal sogar unseren Urlaub verbringen könnten. Die Größe dieses Fleckchens Erde wäre dabei gar nicht so wichtig. [...]" (August, E. / Böhnert, E. / Herold, H. / Ruppert, J. (o. A.): "Der Gartenpraktikus. Ratgeber für Gartenfreunde". S. 11).
Zum einen fasziniert mich die alte Sprache, zum anderen die Herangehensweise, wie weit doch ausgeholt wird, um zu sagen, dass ein Garten eine tolle Sache ist, und am Ende doch das Gefühl zu haben, dass die Autoren auch heute noch Recht haben.
© alle Zeichnungen und Bilder aus dem Buch: August, E. / Böhnert, E. / Herold, H. / Ruppert, J. (o. A.): "Der Gartenpraktikus. Ratgeber für Gartenfreunde". Deutscher Bücherbund, Stuttgart / Hamburg.